Dies ist eine Leseprobe aus der ersten Ausgabe (also der nicht überarbeiteten Ausgabe) aus dem Jahr 1999.

Die neue vollständig überarbeitete Ausgabe finden Sie hier.

Vorwort

Die Sehnsucht unserer Seele

GOLDMANN-Verlag
ISBN 3-442-21548-X

Ich war am packen. Meine Seelenschwester Sunny brauchte meine Hilfe. Ihr Mann Stan sollte morgen operiert werden. Ich beschloß, am nächsten Morgen ganz früh loszufliegen. 6 Uhr 45 von Los Angeles nach Phönix, ich würde um 9 Uhr ankommen, seine Operation war für 10 Uhr angesetzt – das müsste zu schaffen sein. Eine halbe Stunde Fahrt von dem Flughafen zur Klinik. Ich plante und stellte fest, daß ich keine Zeit haben werde, auf irgendein Gepäck zu warten. Alles was ich mitnahm, Reisealtar, Schlafanzug, Kleidung zum wechseln, Toilettensachen müssen in eine kleine Tasche passen.

Ich war mit dem Packen fertig und ging hinüber zu meinem Meditationszimmer. Als ich die Glasschiebetür öffnete und eintrat, fiel mein Blick auf die Decke, die mir meine Seelenschwestern zum 40. Geburtstag schenkten. Die Decke, eine Seite blauer Samt, die andere Seite hellblaue Seide hat viele aufgenähte Vierecke in Lila und rosa. Jede von meinen sechs Schwestern war verantwortlich für das Design eines dieser Vierecke. Darin eingenäht waren Gebete, Wünsche, Kristalle, ihre eigenen Haare oder Federn. Die Kraft und Liebe, die von dieser Decke ausgeht, ist unbeschreiblich. Als mein Blick auf diese Decke fiel, kam mir der Gedanke, daß ich sie mit zu Stan nehmen sollte. Ich schob den Gedanken schnell weg. Schließlich ist die Decke ganz schon groß und würde nicht in die kleine Tasche passen, die eh schon mit dem „üblichen“voll war.

Am nächsten Morgen machte ich mich im Dunkeln auf den Weg. Ich holte den Wagen aus der Garage und da viel mir gerade noch ein, daß mein Rosenkranz noch auf dem Altar in meinem Meditationszimmer lag. Ich hielt das Auto vor der Glasschiebetuer an, sprang über den Rasen, vorbei an dem alten Magnolienbaum und lief hinein. Wieder kam mir der Gedanke in den Sinn, die Decke für Stan mitzubringen und wieder versuchte ich den Gedanken wegzuwischen. „Ach was, das denke ich nur, daß ist bestimmt keine Anweisung von oben, ich habÕ doch keinen Platz. Sonst muß ich Gepäck aufgeben und dann verpasse ich vielleicht die Operation.“Ich greife nach dem Rosenkranz und laufe zurück zum Auto. Als ich die drei Schritte über den Rasen lief, falle ich plötzlich auf beide Knie. Ich blieb vor überraschung knien. Ich bin nicht mal gestolpert, ich fiel einfach nach vorne, als ob die Wurzeln des Magnolienbaums mit an beiden Fesseln festgehalten hätten. Da endlich habe ich es kapiert. Normalerweise bin ich nicht so langsam: Die Decke muß mit! „Entschuldigung, Gott!“rief ich in die Dunkelheit.

Ich laufe zurück und hole die Decke, nicht ohne ein flehendes Wort mit ihr zu wechseln. „Du mußt irgendwie in meine Tasche gehen. Erinnere Dich daran: Handgepäck!“Der Gedanke kam mir einen Pullover herauszunehmen und prompt, die Tasche ging zu. Jetzt lief ich erst wieder zurück ins Haus, um meine Hosen zu wechseln. Die dunklen Grasflecken auf den Knien hätte ich mir sparen können. Ich schüttelte über mich selber den Kopf. Wieder mal nicht zugehört. Die Decke, wie sich im nachhinein herausstellte, war sehr wichtig für Stan. Nicht nur, daß all die ärzte und Krankenschwestern sie gebührlich bewundert haben und wir dadurch ein bißchen was von Liebe und Seelenschwestern erzählten konnte, nein, er wurde sogar zwei Tage früher aus dem Krankenhaus entlassen. So gut ging es ihm danach.

Wir alle haben diese Intuitionen, diese Ideen, diese Gedanken. Und wir alle haben die Wahl, dem zuzuhören oder nicht. Warum habe ich eigentlich nicht beim ersten Mal dem Gedanken gefolgt, die Decke mitzubringen? Es war meine eigene Sturheit und jede Menge Faulheit. Ich hatte mir doch alles schon so schön zurecht gelegt. Und da muß ich diesen Gedanken habe. Der bringt mir doch wieder alles durcheinander…

Früher hätte das ignorieren dieser Gedanken keine sofortige Reaktion nach sich gezogen. Denn die Reaktionen verkürzen sich, je intensiver wir versuchen der Sehnsucht unserer Seele zu folgen. Das läßt sich mit einer weiten Straße vergleichen. Am Anfang unserer Reise ist die Straße weit. Und wenn ich großzügig mit dem Lenkrad schwenke, dann bleibe ich immer noch auf dieser Straße. Der Graben ist weit weg. Je weiter ich auf dieser Straße fahre, desto enger wird sie. Das hat viel Gutes. Denn man merkt schneller, wenn man „schwenkt“. Die Reaktionen werden einem sofort präsentiert, denn der „Straßengraben“ist nicht mehr so weit weg. Wir erkennen sehr schnell, das diese Richtung nicht die richtige ist. Unsere Seele hat vor der Geburt auf dieser Erde einen Plan. Einen Plan mit dem Wunsch, daß zu erreichen, was wir uns vorgenommen haben. Mal angenommen, wir wollen „Verzeihen“erfahren. Dann werden sich in unserem Leben jede Menge Situationen ergeben, in denen wir „üben“können. Bis wir dann, je nach Sturheitsgrat und Widerstand, verzeihen können.

Doch nur wenige von uns wissen seit ihrer Kindheit, was sie „erreichen“wollen. Viele von uns probieren erst mal. Diverse Beziehungen, diverse Karrieren, diverse Träume. Oftmals ärgerlich, manchmal zornig, ab und zu resignierend, daß sich gerade bei uns nichts tut. Das alle anderen sich offensichtlich leichter tun. Alle anderen Erfahrungen sich wichtiger, spezieller, überragender als die eigenen. Und damit beginnt einer der unfruchtbarsten Gebiete unserer spirituellen Reise: Der Vergleich. Meine Haare lassen sich mit Ihren nicht vergleichen. Meine Meditationen lassen sich mit Ihren nicht vergleichen. Meine Erfahrungen und mein Leben lassen sich mit Ihrem nicht vergleichen. Jeder von uns hat seinen eigenen Weg, den er geht. Und vielleicht haben Sie bei der Geschichte mit der Decke gedacht: „Und warum passiert mir sowas nie?“

Durch Ihre Briefe zu meinen Büchern und Artikeln, durch Ihre Reaktionen nach meinen Workshops oder Vorträgen viel mir eines immer wieder auf: Egal, welches Erlebnis ich beschreibe, die Reaktion ist zu oft: „Na ja, das passiert halt nur so jemandem wie Dir.“ Der Vergleich hat zwei Reaktionen. Mit beiden bin ich nicht sehr glücklich, aber beide sind mir aus meinen eigenen Erfahrungen sehr vertraut. Die eine ist das bewundern und fast ein bißchen auf ein Podest stellen und das andere ist das resignieren, mit dem Gedanken dahinter, daß man selber ja nichts besonderes sei und ohne den anderen, nicht weiterkommt. Beides verpaßt die Wahrheit.

Ich schreibe dieses Buch in der Hoffnung, daß Sie Ihren eigenen Intuitionen zuhören und der Sehnsucht Ihrer eigenen Seele folgen. Durch meine Erfahrungen erfahren, daß jeder seine eigenen macht. Wir sind alle Lehrer und Studenten zugleich. ZUGLEICH! Während wir in einer Sache Meister sind, fangen wir in einer anderen als Student an. Ich meistere mein Leben. So wie Sie Ihres. Und im „meistern“werden wir immer besser. Egal auf welche Erkenntnis-„Stufe“wir uns befinden, wir inspirieren andere. Und in dieser Inspiration sind wir wie Lehrer. Einige von uns unterrichten die erste Klasse, andere in der Universität. Die Professorin an der Uni ist nicht „besser“als der Lehrer in der ersten Klasse. Denn ohne den Lehrer in der ersten Klasse gäbe es keine Professorin. Manche von uns lernen in der ersten Klasse Vergebung. Andere Vertrauen. Wieder andere Lachen. Jeder von uns geht in seine eigene „erste Klasse“und dadurch ist ein Vergleich nicht nur überflüssig, sondern hinfällig.

Die Sehnsucht wurde uns als Kompaß mitgegeben. Zu wissen, daß wenn wir diese Sehnsucht fühlen, dann haben wir die Erfüllung in unserem Leben noch nicht erreicht. Und Gott (und bitte benutzen Sie jedes andere Wort, daß Ihnen lieber ist) hat uns viele Werkzeuge mitgegeben, um uns dabei zu unterstützen ein erfülltes Leben zu leben: Die Sehnsucht, die Engel, die Intuition, die Seelengruppen, das Lachen, unsere Persönlichkeit und unseren wundervollen Verstand. In diesem Buch beschreibe ich Erfahrungen und Erlebnisse, die mir weitergeholfen haben. Mit der Hoffnung, daß auch Sie davon inspiriert werden. Bitte nicht vergleichen. Jedes Leben ist einzigartig. Und wenn Sie anfangen, tagtäglich Ihre eigenen Erlebnisse aufzuschreiben, dann werden sie beim späteren durchlesen überrascht selbst feststellen: „Und ich dachte, daß passiert immer nur den anderen.“ Fühlen Sie sich umarmt.

Licht und Liebe und Gottes Segen

Sabrina Fox

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