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Dies ist ein Artikel, den ich für die Zeitschrift von „Welt im Wandel“ geschrieben habe.  Dort war ich im April auf deren Kongress. Es gibt schon einen Intuition ist Wissen Blog-Beitrag, dieser hier ist ein bißchen länger und mit noch einigen zusätzlichen Erlebnissen am Schluss.


Seine eigene Intuition wahrzunehmen ist spannend. Es ist wie das Lernen einer neuen Sprache. Am Anfang stöpselt man noch so herum und sucht nach den richtigen Worten. Später – wenn man mehr geübt hat und länger in dem Land gelebt hat, dessen Sprache man neu dazugelernt hat – wird es flüssiger. Und doch gibt es immer wieder Facetten oder neue Worte die man auch in einer Sprache, die man ähnlich die wie Muttersprache spricht, neu lernt: Das Vokabular erweitert sich.

Unsere Intuition spricht durch unseren Körper. Es hilft, wenn man ihn liebt und schätzt. Mein Körper ist mein Barometer und zeigt mir sehr genau was ich brauche und wie es mir geht. Ich vielen meiner Bücher (u.a. „Bodyblessing – der liebevolle Weg zum eigenen Körper“) beschreibe ich immer wieder wie großartig unser Körper funktioniert und welche Zeichen er uns gibt.

Gerade im letzten Jahr durfte ich beobachten, wie klar mein Körper sich mir mitteilt und mich dabei im Erkennen meiner Intuition weiter unterstützt. Seit letzten Jahr Februar 2017 suchen wir ein neues Zuhause – es gab Eigenbedarf und wir hatten ein Jahr Zeit – und wir wünschten uns ein Bauernhaus oder einen Vierkanthof. Es war immer wieder spannend ein eventuell neues Zuhause anzuschauen und mein Hirn war begeistert von den Möglichkeiten: Das könnte man umbauen. Hier wäre ein idealer Platz für ein Atelier. Das könnte ein toller Meditationsplatz werden. Und dann verließ ich das Haus mit einer Menge an neuer Ideen, nicht selten begeistert, und … kaum im Auto fiel ich in einen Tiefschlaf. Ich merkte schnell: Mein Körper reagierte bei Häusern die nicht für mich passen mit einer enormen Erschöpfung. Mehr als einmal musste ich den Wagen anhalten und auf die Beifahrerseite wechseln, um unter den Augen meines Liebsten sofort in einen erschöpfenden Tiefschlaf zu fallen.

Es wurde Sommer un d wir fanden nichts. Manchmal wurde ich schon müde, wenn ich nur ins Auto einstieg, um ein neues Objekt anzuschauen und ich wusste, den Weg kann ich mir eigentlich sparen. Ich schaute es mir trotzdem an. Einmal meinem Liebsten zu Liebe, der das Gefühl brauchte, dass wir etwas aktiv unternehmen und wir erfuhren auch jedes Mal etwas Interessantes: Manchmal die Gewissheit, dass die Gegend garantiert nichts für mich, nichts für uns ist. Manchmal eine Klärung für das, was man unbedingt braucht. Manchmal war es einfach ein schöner Ausflug in unser bayerisches Hinterland. Manchmal traf man nette Leute, mit denen man sich austauschen konnte. Doch nie gab es in mir das Gefühl: „Ja, da will ich sein.“ Meinem Liebsten passierte es öfter. Es gab zwei, drei Häuser, die er sich gut hätte vorstellen können und mein Kopfschütteln war auch immer ein nachdenken. Ein Nachdenken darüber, mir selbst treu zu bleiben und die Gewissheit, dass wir im Umland von München etwas finden werden, was für uns beide passt. Dabei natürlich auch immer ein starkes Mitgefühl, wenn es ein Haus gab, das ich mir so gar nicht, er sich aber so gutvorstellen konnte.

Wunder

Gleichzeitig wurde mir klar, dass es die Mischung ist, die ich brauche. Einen Teil meiner Zeit auf dem Land und einen Teil meiner Zeit in meiner Heimatstadt München zu verbringen. Die Stadtwohnung zeigte sich schnell – in sich ein kleines Wunder…
Es wurde Herbst und wir suchten immer noch etwas Gemeinsames auf dem Land. Ich hatte im Gefühl, dass es Oktober, November wird, wenn wir etwas finden und der Oktober ging vorbei, ohne dass sich etwas auftat. Allerdings „sah“ ich in einer Meditation das neue Zuhause: Es war weiß. Und zweistöckig.

Ende November machten wir uns auf den Weg zu einem Haus im Umkreis vom Chiemsee. In dem gleichen Ort ist das Jonathanhaus. Ein Seminarhaus gleich um die Ecke? Das klang spannend. Das Haus war weiß – allerdings mit dunklem Holz oben verkleidet („Gilt das?“) und es war etwas zu klein für uns – Stanko braucht ein Atelier zum Malen – doch wir waren bereit die Garage dafür umzubauen. Es könnte passen. Preislich etwas unter unserem Budget, was ja auch sehr angenehm ist. Weiter Blick nach vorne. Nachbarn nach hinten. So wie ich es auf meiner Wunschliste hatte. Die Wegstrecke nach München war über 90 Minuten und auf dem ersten Rückweg hörte ich meine innere Stimme laut und deutlich sagen: „Das wird dir zügig auf die Nerven gehen.“

Wir sprachen darüber, ob wir es nehmen sollen und entschieden uns dafür. Pro – und Contra fanden ihren Platz. Und ich begann um für uns viel zu späte Auszugszeiten, um den Preis, um Dinge die noch gemacht werden müssen mit der Maklerin und der Besitzerin zu verhandeln und merkte, dass ein Teil von mir sich wunderte, was ich hier mache. Nur welcher Teil wundert sich? War es meine Seele, die sich wundert warum meine Persönlichkeit da verhandelt oder war es umgekehrt? Ich beobachtete mich genauer. Schaute mal wieder nach, was mein Körper mir für Zeichen gab und es war ganz klar zu erkennen: Mein Herz war schwer. Das war nicht gut.

Ich bekam einen Anruf von der Maklerin und sie sagte mir, dass ich morgen Bescheid kriegen würde, aber „zu 98% klappt das schon“. Ich legte auf und beobachtete mein Herz. Es wurde schwerer. Mein Liebster und ich meditierten gemeinsam und beide erspürten wir keine Erleichterung. Ich rief die Maklerin an und sagte das Haus ab: „Mein Herz ist zu schwer.“

Bei solchen Sachen ist es immer wieder spannend zu beobachten, was denn die Persönlichkeit/das Ego dazu sagt. Das Ego will umziehen. Das Ego will es erledigt haben. Das Ego hätte schon 20 Häuser vorher zu einem einigermaßen passenden „Ja“ gesagt. Doch die Seele wartet. Sie wartet nicht, weil sie nicht weiß, was passiert. Die Seele wartet, weil die „richtige Zeit“ noch nicht gekommen ist. Die Seele weiß, dass die richtige Zeit kommt. Die Persönlichkeit/das Ego allerdings will fertig werden. Es ist die Herausforderung doch nicht voreilig ja zu sagen. Trotzdem zu warten. Auch wenn es eng wird. Da trennt sich das Wissen von der vagen Ahnung…

Je mehr wir uns umschauten, desto näher wurde uns die Gegend, in der wir schon wohnten. Wir hatten neue Freundschaften entwickelt, die wir gerne behalten wollten. Der Gedanke keimte häufiger und häufiger auf, in der Nähe zu bleiben und der große Kreis, den wir am Anfang gezogen haben wurde sehr viel kleiner.

Ich merkte auch, wie entspannt ich weiterhin blieb. Knapp drei Monate zu unserem Auszug? Okay. Es wird schon ein Zuhause kommen. Ich rief meine Umzugsfirma an, um schon mal einen Termin für den Auszug zu bestimmen: 28. Februar. „Wohin?“ fragte er mich. „Ich weiß es nicht. Aber auf jeden Fall raus.“ Ich lachte. Ich rief die Besitzer unseres jetzigen Zuhauses an und bestätigte ihnen, dass wir auf jeden Fall Ende Februar draußen sind. Auch sie wären erleichtert, wenn wir was finden und erkundigten sich immer mal wieder
rührend.

Ich fing an auszumisten. Ich war ja erst 1 1/2 Jahre vorher aufgrund einer extrem hohen Mieterhöhung aus meiner großen Wohnung in München hier aufs Land zu meinem Liebsten gezogen und war doch erstaunt, was sich da wieder zum loslassen anbot. Ich beschloss zwei Sofas zum aufpolstern zu geben, verschenkte und verkaufte ein paar Dinge. Ich bewegte mich, als wenn ich wüsste, wohin wir hinziehen. Und ich wusste es auch. Im Außen hatte sich noch nichts gezeigt, aber im Inneren war ich mir sicher. Das Haus kommt. Und es kommt rechtzeitig.

Das weiße Haus

Die besorgten Fragen unserer Freude wischte ich mit einem Lächeln vom Tisch. „Es wird schon was kommen. Und das Haus ist weiß. Das habe ich in der Meditation gesehen.“ Und eine weitere Information tat sich auf: „Es kommt in zwei Wochen.“

Dann sahen wir ein Exposé von einem … weißen Haus. 10% über unserem Budget. Aber machbar. Wir konnten es noch nicht besichtigen, denn die Person mit dem Schlüssel war noch zwei Wochen verreist. Wir fuhren trotzdem hin. Schauten uns im Außen um und merkten, das könnte es sein. Ich fing an meine Bank zu informieren, die Unterlagen dazu waren schon seit März dort. Rief meinen Notar an, und sagte ich, dass ich wahrscheinlich noch in diesem Jahr einen Termin bräuchte. Ich verkaufte ein Investment. Ich klickte die Exposés von anderen Häusern, die von Immoscout und Immowelt kamen weg.

Das Haus war unser Haus. Ab dann bewegte sich alles zügig. Einiges musste besprochen und verhandelt werden. Die Besitzer sehr sympathisch. Zwei Tage vor dem Notartermin hörte ich in einer Meditation die Bonanza-Titel-Musik: „Dam dada damm dada damm BONANZA!!!“ – und ich wusste, dass trotz aller letzten Aufregungen zum Trotz wir in dem letzten Galopp waren. Am Tag nach dem Notartermin holte ich einen Leitzordner hervor in dem ich in den letzten vier Jahren Bilder unter dem Motto: „Haus auf dem Land“ gesammelt habe. Immer mal wieder habe ich aus Magazinen Seiten ausgerissen von Treppen, Bädern, Farben, Einrichtungen und natürlich auch von Häusern die mir gefielen. Ich breitete alles auf dem Küchentisch aus und dann fischte ich die Fotos von den Häusern heraus, die ich ausgerissen hatte. Mein Liebster meinte trocken: „Willst du mir sagen, dass wir all diese 35 Bauernhäuser umsonst angeschaut haben?“ Ich lachte. Vor uns in dem Stapel lagen nur Häuser mit großen, hohen Fenstern. Alle hell. Alle moderner. Alle irgendwie gleich und alle so ähnlich wie das Haus, das wir gerade gekauft hatten. Kein einziges Bauernhaus weit und breit.

Dann erinnerte ich mich an den Rat meines Lehrers Solano, der mir vor Jahren sagte: „Sammle, was Dir an Häusern gefällt und nach einer Weile wirst dich deine Sammlung darüber informieren, was du im Tiefsten deines Herzens möchtest.“ Mein Kopf wollte ein altes Bauernhaus. Mein Herz wollte große Fenster und viel Licht. Aber eines wusste alles in mir ganz sicher: Das Haus kommt rechtzeitig. Hier war die Intuition eindeutig: Mein Körper wurde müde. Und mit etwas Aufmerksamkeit ist das einfach herauszufinden. Manchmal allerdings ist die Intuition nicht so klar – meistens dann wenn unser Wunschdenken dem im Weg steht.

Das Haus wurde gekauft und es ging ans Renovieren. Die Vorbesitzer hatten beim Bau Anfang der 90ger Jahre in das ganze Haus goldene Metalltapeten aufgeklebt. Goldene Metalltapeten sind nicht meine Vorstellung von gemütlichem Wohnen und so war es klar, dass dies in irgendeiner Form geklärt werden muss. Was sind die Optionen? Tapeten rausreißen oder übermalen. Mein Liebster wollte übermalen, die Malermeister wollten übermalen – und ich fühlte mich eigenartig dabei. Mein Vater war Raumausstatter und ich habe in meinem Leben viel tapeziert und Böden verlegt und doch hatten wir nur 10 Tage Zeit um das Haus für unseren Einzug vorzubereiten. Das ist nur möglich, wenn wir eine „logische“ Entscheidung treffen: Wir malern drüber.

Logische Entscheidungen sind manchmal sehr praktisch. Aber eben nicht immer. Da beginnt die Herausforderung zwischen Intuition und Ego. Ja, es ist teurer, die Tapeten runterzunehmen. Ja, es kostet enorm viel Zeit. Und ja, wir können nicht pünktlich einziehen. Alles spricht „eigentlich“ dagegen. Gleichzeitig wurde ich plötzlich krank. Ich war schwach, konnte mich kaum bewegen und bekam auch noch Bronchitis und einen Hautausschlag. Was will mir mein Körper sagen? Hatte ich zu viel getan? Was ist die Nachricht? Ich war das letzte Mal in den 90ger Jahren für eine Woche krank. Wieso jetzt? Das wunderbare an der Intuition ist, dass sie sich nicht unterdrücken lässt. Sie gibt uns immer wieder Gelegenheiten zur Korrektur. Mein Körper zeigte mir, was ich vom Haus noch nicht hören konnte. Das überstreichen der Tapeten war nicht so einfach wie gedacht. Die Goldtapete kam weiter durch. Es gab eigenartige Flecken an der neuen beigen Wand, die wie hunderte von Sommersprossen aussahen. Teile der Goldtapete waren mit Holz bearbeitet und die Holzstücke kamen jetzt durch. Die Alternative: Einen besonderen Anstrich, der darübergestrichen wird und 48 Stunden trocknen muss. Ab dann ist „alles dicht“ und „nichts kommt mehr durch.“

Intuition – still und unaufdringlich

Meine Intuition schickte mir sofort ein unangenehmes Gefühl: Nochmal eine Schicht zum Abdecken drüber? Nochmal extra Zeit? Sollen wir die Tapeten nicht doch runternehmen? Die Wände sind alle schon vorgestrichen worden. Die Maler waren enorm fleißig. Und jetzt alles noch mal auf Anfang? Ich bestand darauf im ausgebauten Keller eine Seite der Tapeten runterzunehmen und wir fanden … Schimmel. Wir machten bei einigen anderen Wänden die Tapeten weg und wieder fanden wir Schimmel. Nicht überall, aber auf jeden Fall zu oft. Soll ich einfach nur schauen, wo es sonst noch Schimmel gab? Oder doch alle Tapeten an den ewig hohen Wänden runter? Ich saß am nächsten Morgen vor meinem Hausalter im alten Zuhause und bat das neue Haus sich vor meinem inneren Auge zu zeigen. Es zeigte sich als schöne Frau, die völlig geknebelt war. Ich bekam sofort einen enormen Brechreiz. Die Frau (aka das neue Haus) schickte mir einen Satz: „Ich brauche Luft und ich kann mich nicht bewegen.“ Mir war klar, dass die Tapeten weg müssen. Einige Räume waren schon fertig, wie das große Bad. Und so wollte mein Ego doch noch mal nachfragen: „Kann ich ein paar Räume lassen?“ Ihre Antwort war klar und einfach: „Welchen Körperteil von mir möchtest Du geknebelt lassen?“ Ich lachte laut auf. Plötzlich war es ganz einfach: Ich kann nicht Teile vom Haus geknebelt lassen. Es muss alles weg. Die extra Ausgaben müssen an anderer Seite gespart werden. Dies hier ist wichtiger. Jetzt machte es auch Sinn, dass ich zu müde war, um mich zu bewegen. Es machte Sinn, das ich hustete. Es machte Sinn, dass ich einen Hautausschlag bekam. Mein Körper zeigte mir, wie das Haus sich fühlt.

Ich fuhr zum neuen Haus und bat alle Handwerker zusammenzukommen. Ich bedankte mich für die Arbeit, die sie schon getan haben und erzählte ihnen von meiner Meditation: „Sie helfen mit Ihrer Arbeit unser Zuhause von Fesseln zu befreien. Ich weiß, Sie haben schon viel geleistet und es ist schmerzhaft, das nochmal zu entfernen. Aber ich hoffe Sie wissen, das Sie eine schöne Frau von ihren Fesseln befreien.“ Die Maler nickten. „Ja, dann machen wir das mal,“ sagte einer und holte seine Spachtel raus.

Auch hier hatte ich wieder die Wahl: Auf die Intuition zu hören – die sich jetzt klar zeigte – oder auf die „Logik“. Ich konnte mir gut ausmalen was passieren würde, wenn ich „trotz Intuition“ weitergemacht hätte: Irgendwann einmal (schon eingezogen und eingerichtet, vielleicht krank werdend) hätten wir doch alle Tapeten runternehmen müssen. Und so bin ich enorm dankbar, dass die Intuition mir immer wieder Gelegenheit gibt, selbst alte Versäumnisse zu korrigieren.

Ist das nicht wunderbar?

Jemand schrieb mir eine Email und schickte mir einen Link von einem spirituellen Lehrer. Als ich auf den link klickte, las ich, dass dieser (in der dritten Person) von sich auf seiner Website schreibt, sein ICH ausgelöscht zu haben und nur noch aus purer Liebe und klarem Bewusstsein zu bestehen. Als ich dem Emailschreiber zurückschrieb, dass ich an das „Ich-Auflösen“ nicht glaube, wurde mir geantwortet, dass dies ja „zweitranging“ sei.

Für mich ist es nicht zweitranging. Was eine Person von sich sagt und wie sich diese Person öffentlich mitteilt, ist ein wichtiger Aspekt dieser Person und das zieht Fragen nach sich:

  • Glaube ich, was sie von sich behauptet oder nicht?
  • Halte ich es für möglich, oder nicht?
  • Erscheint es mir als wahr, oder nicht?

Und – wohl die wichigste Frage – was will mir dieser Lehrer damit sagen? Etwas wie: „Ich bin reine Liebe und klares Bewusstsein und deshalb …

a. bin ich weise

b. bist Du gut bei mir aufgehoben.

c. weiß ich alles (besser).

d. bin ich ohne Fehl und Tadel.

e. bin ich erleuchtet.

f. kannst du mir vertrauen.

g. bin ich auf jeden Fall weiter als Du.“

Was sind die Schlüsse die ich daraus ziehen soll? Warum wird das erwähnt?

Ich habe noch nie jemanden getroffen, von dem ich gespürt habe, dass er/sie sein „ICH“ erlöscht bzw. aufgelöst hat. Niemand meiner Freunde und Weggefährtinnen hat jemals jemanden getroffen, von dem sie glaubten, dass deren „ICH“ aufgelöst wurde. Und doch gibt es einige, die das von sich sagen. Meistens wird das in der dritten Person beschrieben. Was ja logisch ist, denn wenn es das „ICH“ nicht mehr gibt, braucht es das wohl.

Es gibt drei Möglichkeiten, warum jemand das von sich sagt. Einmal mag es tatsächlich eine Art von „Erwachen“ gegeben haben und der/ diejenige nimmt dann an, dass ist das endgültige Erwachen. Allerdings gibt es im Erwachen immer weitere Erwachungstiefen. Man stößt also mit dem Kopf an der Decke an und wenn diese Decke durchbrochen ist, glaubt man für eine Weile man ist „jetzt durch“. Nur um dann nach einiger Zeit festzustellen, dass es doch weiter oben noch eine weitere Decke gibt. Hat man nun mitgeteilt, dass man erwacht ist, müsste man jetzt eigentlich sagen: „Sorry Leute, Kommando zurück. Ich dachte, ich bin erwacht, ich dachte mein „Ich“ wäre aufgelöst, aber ich merke, da geht es noch weiter.“

Und die zweite Möglichkeit ist, dass jemand lügt. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Man möchte ein spiritueller Lehrer, eine spirituelle Lehrerin sein. Man braucht Leute, die einen Bewundern. Man wünscht sich Aufmerksamkeit. Das Ego/ICH ist allerdings in diesen Fällen sehr stark ausgeprägt und genau das Gegenteil von dem, was behauptet wird.

Die dritte: Mann/Frau ist egozentrisch/narzisstisch oder sitzt einer Illusion über sich selbst und dem eigenen Zustand auf.

Jeder von uns ist eine unendliche Seele, die sich hier einen menschlichen Körper und eine Persönlichkeit erschaffen hat. Ich glaube, dass es beides braucht. Denn wenn „ICH“ nicht mehr existiert, dann bin ich gestorben. Ich brauche das „ICH“ wie ich meinen Körper brauche. Ohne beides kann ich das Leben nicht erleben. Natürlich kann das ICH reduziert werden. Wie viel reduziert, weiß ich nicht. Ich reduziere meines. Ob ein Ende in Sicht ist, kann ich nicht sagen …lach. Es ist auf jeden Fall weniger als früher.

Der Sinn des Lebens ist es, die Erfahrungen, die wir erleben, durch die Augen der Seele zu betrachten und eben nicht durch die Augen der Persönlichkeit. Das ist ja das spannende daran: Ein „ICH“ zu haben und trotzdem zu wissen, dass dieses ICH nur temporär ist.

Ohne „ICH“ auf Erden zu sein, ist wie ohne Körper Essen zu wollen. Das eine bedingt das andere. Um zu wachsen, brauche ich ein ICH, genauso wie ich zum körperlichen Wachstum einen Körper brauche. Es ist nicht unbedingt das Ziel, das ICH zu verlieren. Im schlimmsten Fall ist das ein Krankheitsbild. Sondern es ist das Ziel mit dem ICH die Weite unserer unendlichen Seele zu begreifen und das ICH/Ego/Persönlichkeit von der Kapitänsrolle in die zweite Reihe zu verfrachten.

Ich kann mein Leben durch die Augen meiner Seele oder durch die Augen meiner Persönlichkeit sehen. Was ist der Unterschied? Wenn ich mein Leben durch die Augen meiner Seele betrachte, dann weiß ich, dass ich eine unendliche Seele bin und hier nur zeitweilig eine menschliche Erfahrung mache. Ich weiß, dass alles, was mir passiert ich erschaffen habe und auf jeden Fall etwas damit zu tun habe. Ich weiß, dass meine Seele mir auf meinem Lebensweg immer wieder Situationen schickt, die mich an Erfahrung reifen lassen. Und ich weiß, dass ich dieses ICH (Ich = Sabrina) am Ende dieses Lebens mit meinen Körper ablege – aber als Seele weiter existiere, also „für immer“ bin.

Sehe ich das Leben durch die Augen meiner Persönlichkeit, empfinde ich mich nur als Sabrina, als ICH. Mir passieren Dinge zufällig und die Anderen sind an vielem Schuld. Das bedeutet, ich empfinde das Leben in weiten Teilen als ungerecht, ohne jeden Sinn und ohne ein Wissen für ein tieferes, weiteres Sein. Weiterhin gilt: Wenn ich das Leben durch die Augen meiner Persönlichkeit sehe, dann suche ich im Außen Bestätigung. Sehe ich durch die Augen meiner Seele, dann finde ich das im Innen.

Das ICH/Ego/Persönlichkeit hat häufig einen schlechten Ruf. Fast wie ein unangenehmer Körpergeruch, den man loswerden möchte. Ich mag mein Ich/meine Persönlichkeit/mein Ego. Genauso wie ich meinen Verstand und meine Gefühle schätze. Diese Anteile von mir sind wundervolle Werkzeuge. Sie unterstützen mich auf meinem Weg und ich bin dankbar dafür, dass ich sie habe.

Ich will sie nicht loswerden. Ich möchte nur nicht von ihnen geführt werden. Das führen übernimmt meine Seele. Das macht für mich den Unterschied aus. Und: Ich habe keine Seele. Meine Seele hat mich.

Trotz allem glaube ich, dass es außergewöhnliche Wesen gibt, die sich von ihrem ICH gelöst haben – ohne dass sie ihren Körper verlassen haben. Ich glaube allerdings auch, dass dies sehr selten zutrifft. Diese Wesen zeigen damit eine andere Möglichkeit auf. Sie zeigen uns damit jetzt schon, wie es sein wird, wenn wir diesen Körper, dieses Leben verlassen. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Wesen von sich selbst behaupten würden ohne ICH zu sein – denn die Aussage selbst wäre ihnen völlig unwichtig. Sie SIND einfach. Für alle anderen gilt meiner Meinung nach: Wenn wir glauben, das ICH aufgelöst zu haben, haben wir es noch …

 

 

Am Ende dieses Blogs habe ich mir die Frage gestellt, warum ich eigentlich darüber schreibe. So ein Blog entwickelt sich. Er wird nicht einfach „heruntergeschrieben“. Das braucht ein paar Tage. Es gibt die ersten Absätze. Ein nehrmaliges Lesen. Ein Verändern. Ein Hinzufügen. Je länger ich daran geschrieben habe, desto weniger stark war der Wunsch es zu veröffentlichen. Fast, als hätte der erste Impuls sich gelöst.

Was war mein erster und mein letzter Impuls?

Mein erster Impuls ist oft, dass mir bei solchen Aussagen („Das ICH wurde ausgelöscht und reines Bewusstsein und pure Liebe bleiben bestehen“), die Haare zu Berge stehen. Es entsteht in mir eine Art Aufruhr. Ziemlich sicher deswegen, weil ich dieses „Heiligenbild“ für unglaubwürdig halte. Daraus entsteht der zweite Impuls, der des Schreibens.

Schreiben klärt. Schreiben löst. Schreiben ist eine wunderbare Möglichkeit seine Gedanken aufs Papier zu bringen und dadurch zu ordnen.

Wird diesem Impuls gefolgt … verändert sich etwas. Es beginnt damit, dass etwas in mir dafür sorgt, dass ein Finger immer knapp über der „Lösch-Taste“ schwebt. Schreiben, Nachdenken, Abwägen – was stürmisch begann wird stiller. Man könnte es mit dem Weg vom Ego/Persönlichkeit zur Seele vergleichen. Meine Persönlichkeit wollte und will darüber schreiben. Daher kommen die ersten Impulse. Meine Seele hingegen ist ganz entspannt: „Leute erzählen Geschichten über sich. Das ist nur eine Geschichte, die jemand über sich selbst erzählt… “

 

Ja, ich weiß und dann schmunzeln wir gemeinsam darüber: Meine Seele und meine Persönlichkeit.

 

So schwebt auch jetzt der Finger über der Löschtaste. Ist der Blog lesenswert? Interessant? Unwichtig?

Ich weiß es nicht. Vielleicht für den einen oder anderen. Vielleicht aber auch gar nicht. Und dann spüre ich in mich, warte … und dann zieht es meinen Finger weg von der Löschtaste und ich drücke auf Veröffentlichen.

 

 

 

 

 

Ein Vierseithof. Wie schön. Für diejenigen, die das nicht kennen: Das ist ein Bauernhof an dem an jeder Seite ein Haus steht und somit ein Viereck mit Innenhof bildet. Kann sehr schön aussehen. Kann aber auch daneben gehen.

Dieser Vierseithof sieht auf den Fotos toll aus. (Das Foto oben habe ich wegen des „Nicht-Wiedererkennungs-Wertes“ ausgesucht ;-). So ein Vierseithof hat immer auch etwas Romantisches und deswegen haben sich mein Liebster Stanko und ich auf dem Weg gemacht, um ihn uns anzuschauen. Wir suchen ein neues Zuhause, denn in unserem jetzigen gibt es Eigenbedarf. Wir steigen ins Auto und fahren … und fahren … und fahren. Ganz schön weit weg von unserem jetzigen Zuhause auf dem Land (1 ½ Stunden) und über zwei Stunden von München weg. Der Hof liegt dafür 20 Minuten in der Nähe von Passau. Passau ist eine schöne Stadt, aber eben nicht meine. Selbst mit dem Zug dauert die Fahrt von hier bis nach München zwei Stunden. Auch zum Flughafen eine richtige Strecke.

Erste Zweifel.

Aber wir wollen offen bleiben. „Offen bleiben“ – für das was sich in meinem Leben zeigt – ist ein wichtiges Kriterium für mich. Ich lehne nicht alles erst Mal ab. Vielleicht ist es ja was? Vielleicht muss ich mich überraschen lassen? Vielleicht, vielleicht, vielleicht…

Der Hof steht auf einem schönen Hügel, die Nachbarn 500 Meter weit weg. Mir eigentlich zu weit. Ich mag Nachbarn. Eines der Häuser – das Haupthaus – ist schön hergerichtet. Die anderen haben zwar eine schöne Fassade, aber dahinter ist der Originalzustand: Schweineställe, Kuhställe. Nichts isoliert. Kies als Böden unten und Holzbretter als Decke. Aber Potential. Unglaubliches Potential. Was – in Immobilien – immer auch mit viel Kosten einhergeht.

Ich spüre in mich rein und mein Körper ist erst mal still. Nimmt auf. Erspürt. Mein Verstand sprudelt über vor Ideen: Ja, hier ist Platz. Platz genug für uns. Platz für zwei Ateliers und Büros, ein Meditationszimmer, diverse Gästezimmer und sogar einige Seminarräume könnten ohne Probleme untergebracht werden.

Ich nehme mir Zeit und erspüre die Erde und frage sie, ob sie uns haben will: „Wir freuen uns, wenn Du kommst“ – höre ich. Okay, hier ist kein Widerstand.

Wir gehen um das Grundstück, betrachten die Obstbäume, die Vögel, den weiten Blick in den Himmel und zum Horizont. Neu fühlt sich die Gegend an. Fremd. Ich weiß, dass das auch vergehen wird. Ich bin in meinem Leben schon oft umgezogen. Ist das die erste Fremdheit oder die Fremdheit, die einen zu schaffen machen wird?

Wir steigen ins Auto und schauen uns den nächsten Ort an. Erinnert mich an die Heimatstadt meiner Mutter in der Oberpfalz. Ist das ein Zeichen?

Wir fahren weiter nach Passau und schauen uns dort um. Schöne Stadt. Die Leute schauen aufmerksam und freundlich. Spannende kleine Läden. Viel Kunst. Drei Flüsse treffen sich da. Jede Menge guter Live-Musik wird angeboten.

Mein Körper zeigt sich schwach und wird immer schwächer. Ich spüre eine Schwere auf mir lasten. Diese Schwere fing schon an, als wir den nächsten Ort unweit des Vierseithofs erkundeten, doch jetzt ist sie offensichtlich. Stanko schaut mich besorgt an. Ich muss mich setzten.

Wir wissen, was uns das sagen will. Auch sein Körper zeigt ihm keine Begeisterung. Doch seiner ist ruhig. Meiner wird schwach. Mein Verstand wehrt sich noch: „Aber der Vierseithof! Das könnte doch was werden!!!“ Doch mein Verstand weiß, dass meine Seele durch den Körper spricht. Mein Verstand weiß, dass er sich da nicht durchsetzen kann und gibt auf. Er weißt aus Erfahrung, wenn meine Seele sagt: „Das ist nichts für uns. Hier werden wir nicht genährt“, dann ist das nicht mehr weiter zu diskutieren. Er wird still.

Es ist jetzt klar, dass wir den Vierseithof nicht nehmen und wir wissen auch gleichzeitig, dass wir hier in dieser Ecke nicht mehr suchen müssen. Mein Körper fühlt sich sofort besser und bekommt seine Stärke zurück. Im Auto – auf dem Rückweg aus Passau – fährt der nette Makler in seinem Auto „zufällig“ neben uns. Ich winke ihm zu. Er weiß noch nicht, das dies ein Abschiedsgruß ist.

Am Abend bedanke ich mich noch mal bei meinem Körper und meditiere wie immer und ich frage in der Stille meines Seins nach: „Was war wichtig an diesem Nachmittag?“ Kaum habe ich die Frage innerlich ausgesprochen, kommen in einem kurzen Satz die Antwort als Gedanke: „Gib nicht auf, was du brauchst.“ Ich lächle. Ich weiß, was ich brauche: Einen weiten Blick und einen offenen Himmel. Vom Wohnzimmer/Küchenbereich direkt in den Garten. Nachbarn hinten. Vorne frei. Nicht mehr als ein, zwei Kilometer zum nächsten Ort, damit ich mit dem Rad fahren kann und nicht dauernd ein Auto nehmen muss. Eine aktive Gemeinde, bei der ich mich anschließen kann. Nicht zu weit weg von München und vom Flughafen – also eine Stunde ca. Und eine Zugverbindung. Die habe ich schon vor ein paar Tagen in der Meditation gesehen. Alte Bäume. Wenig Wind. Gerne ein Bach und viel Platz. Platz zum Sein und Platz zum Erschaffen.

Der Vierseithof war zu isoliert. Der Weg zum nächsten Ort mit 5 Kilometer zu weit. Die Nachbarn nicht in der Nähe. Die Verbindung nach München zu lange. Danke, liebster Körper!

Es bleibt spannend.

 

 

In jedem Leben gibt es Krisen. Das ist Teil unseres Daseins und lässt sich nicht wegwünschen oder -beten. Glauben Sie mir, ich hab’s versucht.

Wir alle lernen, mehr oder weniger erfolgreich mit unseren Krisen umzugehen. Jeder auf seine Art; das, was Sie hier lesen, ist meine. Wenn wir auf unser bisheriges Leben zurückblicken, dann stellen wir fest, dass wir unsere Krisen immer irgendwie überwinden konnten. Offensichtlich haben wir alle „das Zeug“ dazu, unser Leben wieder in einen entspannten Zustand zu bringen. Es scheint regelmäßig Krisen zu geben, die dann für eine Weile anstrengend waren und irgendwann einmal wieder ihr Ende fanden – und dann ging es eine Zeit lang etwas einfacher weiter.

Bis zum nächsten Mal.

Im Laufe der Jahre habe ich festgestellt, dass meine Krisen mit Hilfe meines spirituellen Trainings zügiger geheilt wurden. Offensichtlich hat es mir dabei geholfen, dass ich aufmerksamer und bewusster mit meinen Gedanken, Worten und Taten umging.

Da dieses Buch aus einem bestimmten Erfahrungs- und Gottesbild kommt, möchte ich es gern voranstellen.

Ein Glaubensbekenntnis ist eine ganz eigene und persönliche Sache. Ich sehe mich als Christin im weitesten Sinne. Ein Bekannter von mir, ein sehr aktiver und gläubiger Katholik, meinte einmal nach einem langen Gespräch bei einem Abendessen über Gott und den Glauben: „Wenn ich die Kammermusik des Christentums bin, dann bist du wahrscheinlich Free Jazz.“

Ich habe mich neugierig in anderen Religionen umgesehen und einiges davon lernen können, und doch fühle ich mich persönlich bei Jesus mehr zu Hause. Vielleicht hat Gott uns viele Lehrer geschickt, passend nach Region und Zeitgeschichte. Gott ist für mich vergleichbar wie Licht, das aus vielen verschiedenen Lampen strahlen kann. Steht doch auch in der Bibel, dass im Haus des Vaters viele Wohnungen sind (Joh. 14, 2).

Obwohl es natürlich organisierte Religionen gibt und fast jede Glaubensgemeinschaft eben einen gemeinsamen Glauben hat, glaubt nicht jeder darin Vereinte das Gleiche. In diesem gemeinsamen Glauben finden sich zwar bestimmte Doktrinen wieder – also Glaubensbekenntnisse –, denen einige in der Regel ganz oder andere nur zu einem Teil zustimmen. Doch die meisten kennen gar nicht alle Doktrinen und fest verankerten Glaubenssätze des Bekenntnisses: Wer hat denn schon wirklich die gesamte Bibel aufmerksam studiert, geschweige denn die Originale vor der Übersetzung gelesen? So bleibt ein großer Teil der eigenen Interpretation überlassen.

Viele Menschen im mitteleuropäischen Raum sind Christen. Manche haben sich aber bei bestimmten Doktrinen (im Hinblick auf die Erbsünde vielleicht oder die Geburtenkontrolle) vom offiziellen Glauben entfernt. Ich auch. Außerdem glaube ich an die Reinkarnation, also die Wiedergeburt, allerdings nicht im Sinne des Buddhismus („Irgendwann einmal bin ich erleuchtet, und dann brauche ich nicht mehr wiederzukommen“ – ich komme gern wieder) oder Hinduismus („Ich habe im letzten Leben etwas Fürchterliches angestellt, und deshalb gehöre ich jetzt zu den Unberührbaren“). Ich halte Gott vielmehr für den gütigsten Vater und die gütigste Mutter, und deshalb ist Karma für mich eine Frage von Ursache und Wirkung und dem Wunsch, neue Erfahrungen zu machen, und nicht von Strafe.

Ich glaube, dass wir deswegen viele Leben erleben, damit wir neben den Erfahrungen, die wir sammeln, mehr Mitgefühl entwickeln. Wir schauen uns auch im Fernsehen oder im Kino gern Unterschiedliches an: Nachrichten, Spielfilme, Komödien, Krimis. Vielleicht machen wir genau das auch im richtigen Leben. Wir sammeln Erfahrungen. Um daran zu wachsen. Um daraus zu lernen. Manchmal treffe ich einen Menschen, bei dem ich das Gefühl habe, dass dies eine sehr „alte Seele“ ist. Er ist so weise, dass er bestimmt schon häufig da war. Und dann gibt es wieder einige Zeitgenossen, da sieht es eher so aus, als ob dies jetzt das erste Mal sei. Hier wird noch mit der Basis des Menschseins gerungen.

Zur Unterstützung in unserem Leben bedanke ich mich täglich bei den Engeln. Nach meinem Glaubensverständnis haben wir viele Engel. Einen Schutzengel, der uns durch unser ganzes Leben und durch das Sterben begleitet, und viele andere Engel, die diverse Zuständigkeitsgebiete haben wie zum Beispiel Vergebung, Kraft, Milde, Mitgefühl, Tapferkeit. Und natürlich auch einige, die uns Unterstützung im täglichen Leben gewähren. Da Engel in der Regel über keinen menschlichen Körper verfügen, ist ihr Dialog mit uns meistens an eine Art inneres Gespräch gebunden. Sie unterstützen uns aber ebenfalls mit Zeichen.

Die Engel halten uns jedoch nicht vom Leben ab. Ihre Aufgabe ist es, uns zu unterstützen. Sie trösten uns, zeigen uns, wie sehr wir geliebt werden, und sie geben uns Ratschläge, die wir dann umsetzen können, um unser Leben leichter zu gestalten. Wir haben uns als Seele bestimmte Hausaufgaben gestellt, und die gilt es zu erleben. Natürlich werden wir auch weiterhin gelegentlich Krisen durchlaufen.

Wir leben ja noch.

Ein spirituelles Leben soll uns nicht abstumpfen von Erlebnissen. Es soll uns helfen, bewusst und dankbar die kleinen und großen Zeichen der göttlichen Kraft zu erleben. Dazu, so glaube ich, gibt es bestimmte Regeln. Die gilt es zu erkennen und zu nutzen. Woran erkennen wir, dass sie wahr und nützlich sind? Nicht daran, dass wir uns von anderen überzeugen lassen oder blind irgendjemandem folgen. Wir erkennen sie nur dann, wenn wir sie selbst ausprobieren. Denn der wichtigste Experte in unserem Leben sind wir selbst. Und in so wichtigen Angelegenheiten wie unserem eigenen Leben sollten wir uns auf den hauseigenen Experten verlassen.

Licht und Liebe,

Sabrina Fox

im Frühjahr 2008

1. Das Gefühl der Krise

Ich wachte über zwanzig Jahre lang auf, als hätte ich einen schweren Stein verschluckt. Ich ging mit diesem Stein im Magen ins Bett und stand mit ihm auf. Das Gefühl war mir so vertraut, dass ich dachte, es gehöre zum Menschsein dazu. Ich schaute ins Leben, wie man bei Glatteis Auto fährt: vorsichtig. Jederzeit in der Erwartung, irgendwo schmerzhaft und teuer draufzuknallen. Jederzeit bereit, mal wieder betrogen und verletzt zu werden. Jederzeit bereit, mich mal wieder verloren zu fühlen. Ich erwartete Dramen und Schwierigkeiten, wie ein Hotel auf Gäste wartet. Mein Blick in die Welt war kritisch.

Ich dachte, jeder lebt so. Natürlich gab es kleine und große Glücksmomente, und doch war ich nicht in der Lage, sie wirklich zu genießen. Denn, so war es damals meine Erfahrung, sie dauerten nicht lange. Der Stein in meiner Magengegend konnte leichter werden, aber er verschwand nicht. Es konnte ein Telefonanruf sein, der eine neue Krise brachte, oder der nächste Tag im Büro. Man war einfach nicht sicher in dieser Welt. So trug ich meinen schweren großen Stein ganz selbstverständlich mit mir herum. Nie kam mir der Gedanke, wie ich das ändern könnte. Was gibt es daran zu verändern? Und vor allen Dingen, wie? Das Leben ist nun mal anstrengend. Ich fühlte mich häufig wie ein Schiff auf stürmischer See: Das Leben schüttelte mich durcheinander. Ich empfand es als anstrengend.

Was sind das nur für Leute, die freudig lächelnd durch den Tag gehen? Müssen die ein Glück haben! Ich hatte das eben nicht. Ich wünschte mir nichts mehr als ein dickeres Fell. Ich erhoffte und erwartete davon, dass ich, wenn ich nicht mehr so sensibel wäre, mit diesem Dasein leichter zurechtkommen würde.

Ein dickeres Fell bekam ich nie.

Aber mein Stein im Magen ist verschwunden. Weg auch das Gefühl, dass mein Leben, mein Weg, sich auf glattem Eis bewegt. Heute gehe ich gelassen ins Bett und wache frei auf. Ich habe Vertrauen. Jetzt wieder fällt mir auf, dass ich mich eigentlich zu wenig dafür bedanke.

Dieses Gefühl ist nicht zufällig eingetreten. Da gab es keinen Heiler, der mich kuriert hätte, und keinen Zauberstab, der über meinem Körper schwebte. Es war mein Bemühen – mit der Gnade Gottes und der Hilfe der Engel –, das diesen Zustand langsam verändert hat. Es dauerte Jahre, bis ich mein Leben so eingerichtet hatte, dass ich mich wohler darin fühlte. Es gibt beim Abnehmen wie beim Wohlfühlen keine Abkürzungen und keine Übertragungsmöglichkeit: Wir müssen einfach alle selbst dafür sorgen.

Natürlich habe ich immer noch gelegentlich Krisen in meinem Leben. Doch sie sind sehr viel seltener geworden, und sie entwickeln sich anders. Ich nehme sie jetzt anders wahr. Und ich finde Wege, sie zu lösen.

Manchmal erkenne ich sie schon von weitem – wie ein Donnerkrachen, das das Gewitter ankündigt. Dann kann ich mich unterstellen, bevor ich klatschnass werde.

Manchmal nicht.

Manchmal schleichen sich Krisen langsam ein. Wie ein sanfter Temperaturwechsel, der mir zuerst nicht auffällt. Es wird kühler, ohne dass ich es zur Kenntnis nehme. Meine Gedanken beginnen, sich an irgendeiner Situation festzubeißen. Ich fange an, mir die Zukunft schwierig auszumalen. Ich kaue an einem Problem herum wie an zähem Fleisch. Und merke es nicht.

Der Donner – weit weg – verhallte von Anfang an ungehört. Sonst wäre es ja einfach gewesen. Dann wäre es mir aufgefallen. Nein, mit dem kühleren Wind kamen langsame, fast sanfte Regentropfen, die kaum spürbar die allgemeine Stimmung erkalten ließen. Mein tägliches Morgengebet wurde kürzer, die stillen Meditationen seltener, dafür wandte ich all die extra Energie auf, um mich emotional ein bisschen mehr zu beschäftigen. An den Tagen darauf – ein Drama wird immer größer – fing mein Gehirn ohne Unterlass zu denken an. Die gleiche Situation wurde hundertmal gedanklich hin und her gerollt, ohne dass ich zu einem wirklichen Ergebnis kam. Ich wanderte in dem Spiegelkabinett meines Kopfes hin und her und suchte keinen Ausgang.

So geht es eine Weile, manchmal Tage, manchmal länger, und plötzlich flüstert eine kleine Stimme in mir: „Was machst du da eigentlich?“

Moment mal. Ja, was mache ich da eigentlich?

Ich bin immer so dankbar, wenn ich wieder daran erinnert werde, dass ich eine Wahl habe. Eine Wahl, weiterzumachen oder aufzuhören, und so gebiete ich meinen Gedanken: „Ruhe!“, und konzentriere mich auf das Zählen:

Einatmen: eins, zwei, drei, vier, fünf.

Ausatmen: eins, zwei, drei, vier, fünf.

Ich beobachte dann aufmerksam, was ich denke, und dabei wird das Denken langsamer und hört dann ganz auf. Es entsteht Stille. Da ich das viele Jahre geübt habe, fällt es mir leicht, in diesen Zustand zu fallen; denn ich weiß, das ist es, was ich im Moment am dringendsten brauche: Ruhe und ein Gespräch mit den Engeln. Ich schließe die Augen und lege mich in meinen Körper, wie man sich in eine warme Badewanne legt. Schon nach den ersten Atemzügen merke ich, dass ich langsam wieder in mir zu Hause bin. Und so freue ich mich auf die absolute Stille, in der ich mich in Kürze wiederfinden werde.

Kein Gedanke. Kein Geräusch. Kein Drama. Mein ganzer Körper summt innerlich leicht vor sich hin, und ich lächle. „Ahhh. Zu Hause.“ Endlich. „Danke, lieber Gott.“

Wie nach einer anstrengenden Heimreise, bei der man den Pass, die Schlüssel und die Koffer verloren hat, bin ich doch irgendwie durch einen tiefen Atemzug wieder bei mir gelandet. Danke!

Ich hatte mich verloren! Ich hatte mal wieder all das, was ich weiß, vergessen. Ich liebe den Moment, in dem ich erkenne, dass ich mich in einer Krise befinde. Das ist irgendwie beruhigend. Ja, ich bin in einer Krise. Ja, und ich war schon mal in einer Krise. Ich war sogar schon in vielen Krisen, und auch diese Krise wird vorbeigehen. In ein paar Wochen oder spätestens ein paar Jahren lache ich drüber. Wie heißt es doch so schön? „Willkommen im Club.“

Warum, um Himmels willen, kann ich mir das nicht merken?

Dann komme ich mir wie eine Idiotin vor. Frage mich, ob ich denn gar nichts dazugelernt habe nach über fünfzehn Jahren spirituellen Trainings, fast fünfzig Jahren Lebenserfahrung und zwei Ehen. Ich erinnere mich daran, dass ich einige tiefe Täler der Seele, einsame Nächte im Wald und die Teenagerzeit meiner Tochter überlebt habe. Und schon wieder war ich ganz und gar unaufmerksam.

Trotzdem wird es immer besser. Meine Wohlfühlphasen sind sehr viel länger, und ich hadere auch weniger lange mit mir. Ich bin nun mal Mensch. Da wiederholt man sich gern.

Die Meditations-CD zum Buch

Ein Buch ist nur dann nützlich, wenn es angewandt wird. Deshalb haben wir eine CD beigefügt, damit einige Vorschläge zu den Meditationen vielleicht durch das Anhören erst einmal leichter fallen.

Aus dem Buch:

Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1. Das Gefühl der Krise
Die Meditations-CD zum Buch

  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorwort
  • Das Gefühl der Krise
  • Die spirituellen Gründe einer Krise: Seelenhausaufgaben
  • Was unterhält, was fasziniert mich an dieser Krise?
  • Unsere emotionalen Waisenkinder
  • Mit der Angst sprechen
  • Die natürliche Ruhe des Seins
  • Schritte zur Heilung der Krise
  • Die Wichtigkeit, Verantwortung zu übernehmen
  • Das Versprechen, sich selbst gut zu behandeln
  • Aufmerksamkeit
  • Fragebogen: Was sind meine Seelenhausaufgaben?
  • Danke