Leseprobe
Aus dem Buch:
- Inhaltsverzeichnis
- Prolog
Inhaltsverzeichnis
Prolog
- Die Hochzeit mit einem Amerikaner und der Umzug nach Los Angeles
- Lange Limousinen, begehbare Kleiderschränke und ein Leben ohne Strumpfhosen
- Unvertraute Gesten, eine antike Schüssel und Weihnachten mit Guacamole und Chips
- Englisch lernen, Glatzköpfige und Schöne und warum man immer wissen sollte, wo der Pazifik liegt
- Warum Besitzer eines Deutschen Schäferhunds sich freuen, dass man da ist, und wie aus water voter wird
- Erdbeben, Führerscheine und die Fütterung und Aufzucht einer Neukalifornierin
- Malibu, eine neue Sucht und der Zweikampf der Amerikaner mit dem Fleisch
- Der Unterschied zwischen Freunden und Bekannten, wahllose Küsse und sensible Bewegungen
- Geschäftsessen, valet parking und warum man hier nicht lange beim Abendessen sitzt
- Von „Ich mag dich“ und „I love you“, von Freundinnen und der Liebe der Amerikanerinnen zu ihrem Frauenarzt
- Makler, Abfallvernichter und die lange Suche nach einem ländlichen Haus in Beverly Hills
- Babyduschen, warum es sich auf Englisch so schlecht stöhnt und die Hilfsbereitschaft der Amerikaner
- Beverly Hills, kurzes Duschen und die Sehnsucht nach deutschen Dachdeckern
- Warum wir Amerikaner für oberflächlich halten und die Selbstverständlichkeit, sich durch einen Raum zu arbeiten
- Lange Fahrten für einen anständigen Bierschinken und endlich wieder deutsches Fernsehen
- Amerikanisches Fernsehen, Gastmoderationen und warum Idaho auf mich verzichten musste
- Angst, ein Aufstand und die Anhänglichkeit der Amerikaner an ihre Waffen
- Was ein Deutscher zum Überleben in LA braucht und über Sitten und Unsitten der Kalifornier
- Schulen: Privat-, französische, deutsche Schulen und warum wir endlich unsere Hauptschule loswerden sollten
- Die neue Heimat, ein Flop und ein wichtiger Kurswechsel
- Die feinen Unterschiede der Hollywood wives, Statussymbole und die Notwendigkeit, immer perfekte Fingernägel zu haben
- Was man über like, duh, loser und das F-Wort wissen und warum man Letzteres als Europäer niemals benutzen sollte
- Selbstverständliche Hilfsorganisationen, ein Junge, den ich am Boden schleifte, und wie wichtig es ist, anständig putzen zu können
- Smogalarm, elektrische Autos und die Verbreitung des Mercedes-Cabrios
- Wie leicht es sich in Los Angeles lernen lässt und wie ich Präsidentin wurde
- 9/11, ein Land im Schockzustand und die Notwendigkeit, französischen Wein zu trinken
- Warum man sich das Oberlid nicht viermal straffen und nach der Frage, ob es „ein bisschen mehr sein darf“, hier bitte nein sagen sollte
- Eheringe, Trauer und ein weiterer Umzug
- Weitverbreitete Datingregeln, amerikanische Balzgewohnheiten und die Wichtigkeit von Diamantringen
- Wie man Amerikanerin wird und dabei die Begeisterung der anderen nicht dämpft
- Eine Generation von amerikanischen Teenagern, die nicht wissen, wo sich ihr Hintern befindet, und warum Los Angeles nicht gut für Heranwachsende ist
- Schweizer Internate, schnelle Aufbrüche und das Zurückwandern
- Das Gefühl, heimatlos zu sein, unbequeme Betten in Frankfurt und das wiedergefundene Wort „Kritik“, das ich keine Sekunde vermisst hatte
- Nette Beamtinnen und die Frage, warum es in Deutschland kaum mehr Schecks gibt
- Vom Land der Maniküren ins Land der Apotheken und die freudige Erkenntnis, dass auch hier der Kunde langsam König wird
- Klingeltöne, unverdeckte Pornomagazine und stöhnendes Fernsehen
- Die Angewohnheit, englische Wörter in deutsche Sätze einzufügen, und vielleicht haben die Franzosen ausnahmsweise mal recht
- Das richtige Ankommen, lange Abende in Restaurants und warum wir Deutschen liebenswert sind
Epilog
Anhang: Zu Besuch in Los Angeles
Dank
Prolog
Der Taxifahrer warf mir einen neugierigen Blick durch den Rückspiegel zu, als ich mein Gespräch am Handy beendete. „Sie leben in Los Angeles? Da war ich auch schon mal. Wo denn genau?“
Seit sechzehn Jahren habe ich auf diese Frage die gleiche Reaktion und würde sie am liebsten vermeiden. Im Eiltempo geschieht mehr oder weniger selbständig folgender Ablauf: Leichtes Zusammenziehen an den Schulterblättern, diverse mehrfach gehörte Kommentare wie „Ja, so was!“ oder „Wohnen Sie neben irgendwelchen Stars?“ bis zu „Wie heißt nochmal die berühmte Straße, wo all die teuren Geschäfte sind?“ rasen durch mein Hirn, gleich gefolgt von so kindischen Reaktionen wie: „Ja, was wird der Mann jetzt von mir denken?“
Es gibt wohl wenig Städte, die weltberühmt sind und von denen sich jeder irgendwie schon lange ein Urteil gebildet hat wie von Los Angeles. Und damit natürlich auch ein ganz bestimmtes über die Einwohner. Zu denen ich nun mal seit sechzehn Jahre gehöre. Denn, so gebe ich seufzend zu: „Ich wohne in Beverly Hills.“
Beverly Hills! Bekannt durch Filmpremieren, Stars und Starlets, aufgeblasene Lippen, falsche Brüste, teure Autos und Geld, viel Geld. Angefüllt von Leuten, die anscheinend irgendwie nichts tun; und wenn sie was tun, gehen sie am Rodeo Drive einkaufen. Beverly Hills, eine Stadt, die so ähnlich wie Disneyland alle möglichen Assoziationen weckt.
Und gerade wieder sehe ich einige in dem schnellen Blick, den mir der Taxifahrer durch den Rückspiegel wirft, kurz abschätzend, wen er denn da im Auto hat.
„Und, habe ich das richtig verstanden, Sie ziehen wieder zurück nach Deutschland?“
Ich nicke stumm.
„Ja, warum denn das? Müssen S’ wieder?“
„Nein, ich will und ich freu mich drauf!“ Und dann kann ich es mir doch nicht verkneifen, noch ein „Und das schon seit langem“ hinzuzufügen.
Mittlerweile sind wir am Münchner Flughafen angekommen, und er dreht sich nun ganz zu mir herum: „Des versteh i net. Wo’s doch da drübn so schee is.“
„Ja“, antworte ich, leicht seufzend, „aber wissen Sie, was, nach einer Weile wollen Sie einfach mal wieder grauhaarige Leute sehen, über etwas anderes als Filme reden, länger als neunzig Minuten im Restaurant sitzen und Teenagerfreunde ihrer Tochter treffen, die wissen, was ein Gürtel ist. Außerdem“, und damit drücke ich ihm das Geld in die Hand, „ist es herrlich, Taxifahrer zu haben, die anständige Autos fahren und die wissen, in welcher Stadt und in welcher Straße sie sich befinden. Und ja, Sie haben recht, das Wetter in Kalifornien ist herrlich.“
Ich bedanke mich bei ihm, während er mein Gepäck aus dem Kofferraum hievt, und mache mich auf den Weg. Ich kenne Flughäfen. Besonders den in Los Angeles, liebevoll „LAX“ genannt (die Flughafenabkürzung mit dem X, das mir bisher noch keiner erklären konnte). Ein Vorteil von Vielfliegern ist, neben der Lufthansa-Senator-Karte, dass sie wissen, wie man mit dem Jetlag umgeht. Das ist das manchmal schwierige Umgewöhnen des Körpers an die neue Zeitzone.
Ich habe da vor Jahren folgende Schritte entwickelt: Ich gehe in das Flugzeug, stelle sofort meine Uhr um, und meine Zeit ist die Zeit in dem Ankunftsland. Ich rechne nie und unter keinen Umständen nach, wie lange ich jetzt schon wach bin und wann ich eigentlich schlafen müsste. Ich esse im Flieger, und dann lege ich mich hin zum Schlafen. Ohrenstöpsel, natürlich Ohropax, Schlafmaske, und dann wird erst einmal meditiert. Eine Entspannungsmethode, die mir beim Einschlafen immer behilflich ist. Wenn ich ankomme, gehe ich nie und unter gar keinen Umständen zu Bett. Ich bin immer eine lange Zeit im Freien, damit sich meine innere Uhr umstellen kann, der es durch die Sonneneinstrahlung auf der Haut leichter fällt. Ich rieche an Blumen, gehe barfuß, erde mich sozusagen, ein Begriff, der jedem New-Age-Vertrauten und Schamanen-Interessierten bekannt sein dürfte. Dann gehe ich erst nach 22.00 Uhr Abends ins Bett in dem Wissen, dass ich gut bis in den Morgen schlafen werde. Und aufwache in Los Angeles oder, genauer gesagt, in Beverly Hills.
Ach, das wollten Sie alles nicht wissen? Sie wollten wissen, wie es sich dort lebt? Wie das Leben an sich ist? Und ob ich nicht doch irgendwelche Stars kenne? Vielleicht wollen Sie ja auswandern oder dort Karriere machen? Sie haben sich in eine(n) Amerikaner(in) verliebt, oder Sie wollen zum Film?
Zum Film? Um Himmels willen, bloß das nicht! Natürlich hoffe ich, dass Ihre Träume in Erfüllung gehen, also bitte verzeihen Sie mir so einen herausgerutschten Satz. LA (ausgesprochen „El Ey“) – wie Los Angeles liebevoll abgekürzt wird – ist für die Filmindustrie, was Paris für die Mode ist. Wenn man Karriere machen will, dann hilft es, da zu sein, wo man sich trifft. Für mich war die Welt dort immer zu sehr von der Filmwelt bestimmt, aber ich wollte ja nie zum Film.
Dies ist ein Buch über meine sechzehn Jahre in Los Angeles oder, genauer, gesagt, Beverly Hills. Mein früherer Mann Richard arbeitet in der Filmindustrie, und ich – knapp dreißig Jahre alt und deutsche Fernsehmoderatorin – versuchte, mich da mit anfänglich holprigem Englisch irgendwie zurechtzufinden.
Bitte verzeihen Sie mir, dass ich kein Klatschbuch schreiben möchte und bis auf sehr wenige Ausnahmen auch keine Stars erwähne. Auch schreibe ich über mein Leben in Los Angeles nicht, um anzugeben. Ich bin als die Frau eines Film-Executive zu Premieren eingeladen worden und nicht, weil ich wichtig bin. Die Häuser drüben sind einfach größer, in den kalifornischen Badezimmern hat man fast immer mehr Platz als in bundesdeutschen Kinderzimmern, und Swimmingpools findet man bei den Häusern wie bei uns Fahrräder vor dem Hauseingang. Es ist eine andere Welt. Und genau deswegen schreibe ich darüber. Als ich nach Kalifornien kam, hielt ich mich für einen Weltbürger. Ein paar Monate später merkte ich, wie deutsch ich bin. Als ich sechzehn Jahre später Amerika wieder verließ, ging ich als Europäer.
Und … ich möchte „meine“ Amerikaner verteidigen. Sie sind nicht oberflächlich. Sie sind einfach nur ein bisschen anders…
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