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Ihr Lieben,

unser Körper. Wirklich ein faszinierendes Instrument. Ich habe schon seit letztem Sommer eine Stelle an der Fußunterseite – eher am Rand kurz vor meiner rechten Ferse – welche sich eigenartig anfühlt. Ich bin da wohl mal irgendwo reingestiegen. Wenn ich mich richtig erinnere, dann bemerkte ich da vor einem Jahr mal was und schaute nach, ob ich mir etwas eingetreten hatte. Natürlich bin ich vorsichtig, wenn ich an meinen Fußsohlen etwas spüre und „raushole“. Das passiert zwei, drei Mal im Jahr. Mal eine kleine Glasscherbe. Mal ein Holzsplitter oder eine kleine Dorne. Nie etwas Anstrengendes oder Mühsames. Kleinkram eben – wie es ja auch gelegentlich bei den Händen passiert. Und natürlich bin ich immer sehr sorgfältig und desinfiziere die kleine Wunde anschließend und klebe sie mit einem Pflaster ab.

Diese Stelle hat sich zu nichts Großem entwickelt, aber sie ist da. Sie hat den Durchmesser eines Stecknadelkopfes. Leicht gerötet. Nicht heißer als der Rest. Aber sie fühlt sich anders an. Da ich nicht wirklich beim Gehen draufsteige, beobachte ich sie, aber es schien bisher kein großer Aktionsbedarf zu bestehen. Dieser Bereich wurde in letzter Zeit etwas härter, und so nahm ich an, dass da noch irgendwas Kleines drin steckt und es mein wunderbarer Körper mit dem Nachwachsen der Haut wieder ausstoßen wird. Letzte Woche bemerkte ich, dass ich mein Gewicht verlagere und eine Schonhaltung für diesen rechten Fuß einnehme, was ja barfuß sehr viel leichter festzustellen ist, als mit Schuhen. Immer noch ging ich davon aus, dass „es“ jetzt wahrscheinlich durch die Haut ausgestoßen wird. Aber meine Intuition meinte, ich sollte da noch jemand anderen draufschauen lassen. Daraufhin ging ich zu meiner Nachbarin – einer Fußpflegerin. Ich habe zwar Lupen, aber sie hat eindeutig bessere und mehr Erfahrung auf dem Gebiet. Sie feilte das bisschen Hornhaut weg, dass sich da schon gebildet hatte. Ob was drin ist, konnte sie nicht sehen. Nur einen kleinen schwarzen Punkt. Sie schlug mir die Benutzung einer Zugsalbe vor.

Ich schätze Zugsalben und benutzte sie für eine Woche. Die Haut wurde wieder weicher und der Auftrittsschmerz hörte auf. Ich machte trotzdem einen Termin bei meinem Hautarzt um sicher zu gehen, dass ich da nichts übersehe, denn meine Nachbarin war auch nicht sicher, ob es nicht doch eine Warze ist. Eine Warze??? Das konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen. Ich hatte noch nie eine.

Mein Hautarzt war zwar nicht da, aber auch sein Kollege wusste um mein Barfußgehen und neugierig wie ich war, wollte ich mir die Stelle bei der Untersuchung genauer ansehen und konnte auch durch die Vergrößerung am Bildschirm kleine, schwarze Punkte erkennen. „Ja, das ist eine Warze und die ist ziemlich tief drin.“ Warze – das Wort alleine ist wirklich sehr unsexy. Warzen hatten Hexen im Märchen. Ich merkte, ich muss mein Verhältnis zu Warzen entwickeln. Bevor ich überhaupt reagieren konnte, wurde etwas weggeschnitten, dann vereist und die nicht wirklich schmerzfreie Ameisensäure – auch eine interessante Erfahrung -draufgetupft. Und dann kam es: Die Ameisensäure-Behandlung muss zwei Mal in der Woche für sechs Wochen erfolgen und dabei darf man sie nicht abdecken (kein Pflaster etc.). Ich schaute meine Arzt etwas verzweifelt an: „Schuhe?“

Er nickte bedauernd: „Schuhe.“

Ich seufzte. Schuhe im Frühling. Also gut. Wie Fußwarzen entstehen, wollte ich wissen. Und er meinte, dass kann natürlich immer mal passieren und das Imunsystem sorgt normalerweise dafür, dass sie sich nicht einnisten. Ich habe ein fantastisches Imunsystem und war überrascht – aber da ich mich nicht mit der Realität anlege, ist es nun mal so. So zog ich meine Xero-Schuhe (dünne Sohle und ein paar Bänder) auf den Gehwegen und Straßen wieder an. Mit offenen Wunden am Fuß rum zu marschieren ist dann doch keine gute Idee.

Danach ging ich zu einem Mittagessen mit einem Freund, der einen Blick auf meine Füße warf, meine Xero-Schuhe entdeckte und meinte: „Du schummelst ja!“

Das hat man davon, wenn man fast immer barfuß geht. Das wird dann für das Umfeld zur allgemeinen Verpflichtung. Muss ich jetzt ein Schild tragen, dass ich das nur für sechs Wochen machen muss?

Meine Freundin Rita Fasel – ihres Zeichen Expertin in Augen- Hand- und Fußlesen – sagt mir dazu, dass die Stelle, auf der sich die Warze zeigt, genau die Schnittstelle von Körper und Verstand ist – und eine von diesen beiden Energien mich puscht. Und das Warzen auch gerne etwas mit unterdrücktem Ärger zu tun haben.

Unterdrückter Ärger. Das Problem daran ist ja wohl die Unterdrückung – und die festzustellen ist nicht ganz einfach. Schließlich heißt es ja „unterdrückt“. Habe ich unterdrückten Ärger? Ich überlege. Spüre mich ein.

Nicht das ich wüsste. Ja, wir sind gerade auf der Suche nach einem neuen Zuhause wegen Eigenbedarfs und natürlich bin ich nicht begeistert davon, dass wir ausziehen müssen, aber ärgerlich darüber? Eher nicht. Ich sehe das als Chance und bin gespannt wohin mich meine Seele zieht. Gibt es einen anderen Bereich bei dem ich ärgerlich bin?

Ich komme nicht drauf.

Grundsätzlich finde ich alles spannend, was man über sich selbst herausfindet. Und ich wehre das auch nicht ab. Im Gegenteil. Ich bin wie ein Detektiv auf der Suche … doch manchmal finde ich nichts. Manchmal findet sich das auch erst später. Manchmal gar nicht.

Da ich aber alles, was mein Körper mir zeigt, als Information wahrnehme, möchte ich gerne wissen, warum er diese Warze hat. Ich beschließe meine chinesische Ärztin zu fragen, da ich sowieso gerade meine Frühlingsdosis Akkupunktur bei ihr abhole. Seit dem ich jedes Jahr im Frühjahr für ein paar Wochen zur Akkupunktur gehe, habe ich keine allergischen Reaktionen mehr gegen das Blühen der Esche.

Als ich im Wartezimmer mit zwei anderen Patientinnen wartete, kam sie herein und begrüßte uns. Da wir noch etwas Zeit hatten, erzählte meine chinesische Ärztin von meinem Barfußgehen – obwohl gerade in Minimal-Schuhen – und stellte mich als Autorin von ganzheitlichen Büchern vor. Darauf hin schaute mich eine der beiden Patientinnen überrascht an und meinte: „Und dann sind Sie immer noch hier?“

Ich lachte: „Ja, genau deswegen. Ich kümmere mich um meinen Körper. Und wenn er etwas braucht, dann kriegt er es.“

Die Patientin schüttelte den Kopf: „Ich glaube, das muss ich alleine machen.“ Dabei schaut sie müde und angestrengt. Viele glauben wohl, dass ein ganzheitliches Leben eines ist, bei dem man alles alleine macht und kann – beziehungsweise wo es keine Probleme und Herausforderungen gibt und der Körper mit schwingender Glückseligkeit antwortet. Wir machen eine menschliche Erfahrung und sind diversen Herausforderungen ausgesetzt. Da gibt es die Umwelt, Mitmenschen, Erfahrungen, Verletzungen.

Und es gibt Hilfe, Unterstützung, Experten. Und die kann man befragen. Dabei aber immer im Hinterkopf behalten, dass wir selbst Experten sind. Wir sind die besten Experten in unserem eigenen Leben. Wir wissen mehr über unseren Körper als irgendjemand sonst.

Im Behandlungszimmer zeige ich meiner chinesischen Ärztin die Stelle und sie meinte, dass der Körper manchmal etwas rauslässt und sich Öffnungen schafft. Schade, so dachte ich mir, dass mein Körper sich dazu nicht einfach meine Nase genommen hat. Die ist schon auf…

Ich habe immer noch Fragen und da ich dazu gerne eine Antwort hätte, gehe ich in die Stille und meditiere. Das erste was ich sehe und was mir eine innerliche Freude bringt, ist dass die Warze rauspoppt. Vergleichbar mit dem leichten Drücken von Noppen- bzw. Verpackungsfolien. Blup und weg ist sie. Als ich dann fragte, warum ich das bekam, zeigte sich folgendes: Seit dem ich vor einem Jahr auf das Land gezogen bin, habe ich Herausforderungen mit meinem rechten Fuß. Zuerst der Knöchel nach einem Jogginglauf. Dann die Fußsohle mit der besagten Stelle. Als Satz kam: „Das ist noch nicht unser Platz. Hier werden wir uns nicht niederlassen.“ Was ganz gut passt, denn wir müssen wegen Eigenbedarfs ausziehen und suchen gerade ein neues Zuhause. Sechs Wochen Ameisensäure werden es also nicht. Dazu „flog“ die Warze zu schnell während meiner Meditation aus meiner Sohle heraus.

Drei Tage später wäre wieder – laut Plan – ein Ameisensäuretupfer notwendig. Aber ich zögere. Die Stelle an meinem Fuß ist jetzt dunkel und sieht wie ein Bluterguss aus. Da nochmal was drauf? Das fühlt sich nicht richtig an. Eher will ich die Stelle trösten, als ihr Schmerz zufügen. Ich rufe meinen Hautarzt an, der jetzt wieder da ist, und ich kann vorbeikommen. Er schaut sich das mit der Lupe an und meint: „Das heilt jetzt gerade. Da muss nichts mehr hin.“

„Und Schuhe?“

„Die brauchst du auch nicht mehr.“

 

 

Ein Vierseithof. Wie schön. Für diejenigen, die das nicht kennen: Das ist ein Bauernhof an dem an jeder Seite ein Haus steht und somit ein Viereck mit Innenhof bildet. Kann sehr schön aussehen. Kann aber auch daneben gehen.

Dieser Vierseithof sieht auf den Fotos toll aus. (Das Foto oben habe ich wegen des „Nicht-Wiedererkennungs-Wertes“ ausgesucht ;-). So ein Vierseithof hat immer auch etwas Romantisches und deswegen haben sich mein Liebster Stanko und ich auf dem Weg gemacht, um ihn uns anzuschauen. Wir suchen ein neues Zuhause, denn in unserem jetzigen gibt es Eigenbedarf. Wir steigen ins Auto und fahren … und fahren … und fahren. Ganz schön weit weg von unserem jetzigen Zuhause auf dem Land (1 ½ Stunden) und über zwei Stunden von München weg. Der Hof liegt dafür 20 Minuten in der Nähe von Passau. Passau ist eine schöne Stadt, aber eben nicht meine. Selbst mit dem Zug dauert die Fahrt von hier bis nach München zwei Stunden. Auch zum Flughafen eine richtige Strecke.

Erste Zweifel.

Aber wir wollen offen bleiben. „Offen bleiben“ – für das was sich in meinem Leben zeigt – ist ein wichtiges Kriterium für mich. Ich lehne nicht alles erst Mal ab. Vielleicht ist es ja was? Vielleicht muss ich mich überraschen lassen? Vielleicht, vielleicht, vielleicht…

Der Hof steht auf einem schönen Hügel, die Nachbarn 500 Meter weit weg. Mir eigentlich zu weit. Ich mag Nachbarn. Eines der Häuser – das Haupthaus – ist schön hergerichtet. Die anderen haben zwar eine schöne Fassade, aber dahinter ist der Originalzustand: Schweineställe, Kuhställe. Nichts isoliert. Kies als Böden unten und Holzbretter als Decke. Aber Potential. Unglaubliches Potential. Was – in Immobilien – immer auch mit viel Kosten einhergeht.

Ich spüre in mich rein und mein Körper ist erst mal still. Nimmt auf. Erspürt. Mein Verstand sprudelt über vor Ideen: Ja, hier ist Platz. Platz genug für uns. Platz für zwei Ateliers und Büros, ein Meditationszimmer, diverse Gästezimmer und sogar einige Seminarräume könnten ohne Probleme untergebracht werden.

Ich nehme mir Zeit und erspüre die Erde und frage sie, ob sie uns haben will: „Wir freuen uns, wenn Du kommst“ – höre ich. Okay, hier ist kein Widerstand.

Wir gehen um das Grundstück, betrachten die Obstbäume, die Vögel, den weiten Blick in den Himmel und zum Horizont. Neu fühlt sich die Gegend an. Fremd. Ich weiß, dass das auch vergehen wird. Ich bin in meinem Leben schon oft umgezogen. Ist das die erste Fremdheit oder die Fremdheit, die einen zu schaffen machen wird?

Wir steigen ins Auto und schauen uns den nächsten Ort an. Erinnert mich an die Heimatstadt meiner Mutter in der Oberpfalz. Ist das ein Zeichen?

Wir fahren weiter nach Passau und schauen uns dort um. Schöne Stadt. Die Leute schauen aufmerksam und freundlich. Spannende kleine Läden. Viel Kunst. Drei Flüsse treffen sich da. Jede Menge guter Live-Musik wird angeboten.

Mein Körper zeigt sich schwach und wird immer schwächer. Ich spüre eine Schwere auf mir lasten. Diese Schwere fing schon an, als wir den nächsten Ort unweit des Vierseithofs erkundeten, doch jetzt ist sie offensichtlich. Stanko schaut mich besorgt an. Ich muss mich setzten.

Wir wissen, was uns das sagen will. Auch sein Körper zeigt ihm keine Begeisterung. Doch seiner ist ruhig. Meiner wird schwach. Mein Verstand wehrt sich noch: „Aber der Vierseithof! Das könnte doch was werden!!!“ Doch mein Verstand weiß, dass meine Seele durch den Körper spricht. Mein Verstand weiß, dass er sich da nicht durchsetzen kann und gibt auf. Er weißt aus Erfahrung, wenn meine Seele sagt: „Das ist nichts für uns. Hier werden wir nicht genährt“, dann ist das nicht mehr weiter zu diskutieren. Er wird still.

Es ist jetzt klar, dass wir den Vierseithof nicht nehmen und wir wissen auch gleichzeitig, dass wir hier in dieser Ecke nicht mehr suchen müssen. Mein Körper fühlt sich sofort besser und bekommt seine Stärke zurück. Im Auto – auf dem Rückweg aus Passau – fährt der nette Makler in seinem Auto „zufällig“ neben uns. Ich winke ihm zu. Er weiß noch nicht, das dies ein Abschiedsgruß ist.

Am Abend bedanke ich mich noch mal bei meinem Körper und meditiere wie immer und ich frage in der Stille meines Seins nach: „Was war wichtig an diesem Nachmittag?“ Kaum habe ich die Frage innerlich ausgesprochen, kommen in einem kurzen Satz die Antwort als Gedanke: „Gib nicht auf, was du brauchst.“ Ich lächle. Ich weiß, was ich brauche: Einen weiten Blick und einen offenen Himmel. Vom Wohnzimmer/Küchenbereich direkt in den Garten. Nachbarn hinten. Vorne frei. Nicht mehr als ein, zwei Kilometer zum nächsten Ort, damit ich mit dem Rad fahren kann und nicht dauernd ein Auto nehmen muss. Eine aktive Gemeinde, bei der ich mich anschließen kann. Nicht zu weit weg von München und vom Flughafen – also eine Stunde ca. Und eine Zugverbindung. Die habe ich schon vor ein paar Tagen in der Meditation gesehen. Alte Bäume. Wenig Wind. Gerne ein Bach und viel Platz. Platz zum Sein und Platz zum Erschaffen.

Der Vierseithof war zu isoliert. Der Weg zum nächsten Ort mit 5 Kilometer zu weit. Die Nachbarn nicht in der Nähe. Die Verbindung nach München zu lange. Danke, liebster Körper!

Es bleibt spannend.

 

 

Ihr Lieben,

ich freue mich in Zukunft einen regelmässigen Blog anzubieten, der hoffentlich interessant ist und inspiriert. Das hier ist ein Teil meines Jahresrückblicks, aber auch ein Teil meines täglichen Lebens. Vielleicht unterstützt es Euch.

Herzlichst,

Sabrina

 

Ist das wichtig?

http://www.ldthompson.com/